Ein besonderes Erlebnis für jeden erfahrenen Taucher sind die Schiffswracks aus dem 1. und 2. Weltkrieg vor der Küste Istriens. Wir veranstalten regelmäßig Trips nach Kroatien um diese zu erkunden. Hier findet Ihr einen kleinen Vorgeschmack was auf Euch wartet:
Baron Gautsch
Der Krieg traf die österreichische Handelsflotte überraschend, aber nicht unvorbereitet. Die Schiffe, die sonst fröhliche Sommergäste entlang der adriatischen Küste in die aufstrebenden Seebäder transportiert hatten, die Luxusdampfer, die die Schnellverbindungen zwischen Triest und den großen Häfen des Mittelmeeres aufrechterhielten, die Liniendampfer, die den regelmäßigen Verkehr von Übersee besorgten und arm und reich gleichermaßen sicher, wenn auch mit durchaus unterschiedlicher Bequemlichkeit, ans Ziel brachten.
Sie alle erhielten nahezu über Nacht eine neue Aufgabe: Handelsschiffsoffiziere und Lotsen traten in den Dienst der Kriegsmarine ein, fast alle von Ihnen waren ja Reserveoffiziere.
Die Schiffe erhielten einen Anstrich, der sie unsichtbar oder zumindest weniger sichtbar machen sollte: Weiße Schiffe, Bordmusik und Festmenüs, all diese Herrlichkeit war nun dahin. In den Tagen vor und nach dem 28. Juli 1914, dem Tag des Kriegsausbruchs, drängten die Urlauber möglichst schnell nach Hause.
Die Männer wurden zu ihren Truppenkörpern gerufen, um den leichten Anzug und den Strohhut gegen die hellgraue Uniform zu tauschen. Die Frauen kümmerten sich um die Kinder und, das damals meist umfangreiche Gepäck und das Dienstpersonal.
Während die Dampfer in Sonderfahrten zwischen den Badeorten und dem Hafen Triest pendelten, ereignete sich am 13. August 1914, die Doppelmonarchie war bereits im Krieg, jenes schwere Schiffsunglück. Um fünf Uhr nachmittags bei glatter See und Sonnenschein, sank das dem Österreichischen Lloyd zugehörige Schiff "Baron Gautsch" auf der Rückfahrt von Cattaro nach Triest in der Nähe von Rovinj.
Von den mehr als dreihundert eingeschifften Fahrgästen ertranken nach gerichtlichen Feststellungen etwa 130, meist Frauen und Kinder. Das Schiff war durch ein grobes Versehen des zweiten Offiziers vom Kurs abgewichen, in das Minenfeld der eigenen Kriegsmarine geraten und auf eine Mine aufgefahren. Ungefähr um 15.45 Uhr nachmittags hatte es plötzlich einen heftigen Krach gegeben.
Eine allgemeine Hektik entstand. Alles lief zu den Rettungsbooten, von denen mehrere nicht herabgelassen werden konnten, da die Taue meist verwickelt, und die schon überfüllten Boote schwer zu heben waren. Deshalb sprangen viele ins Meer, wo sie zum Teil von Torpedobooten gerettet wurden. Das Schiff legte sich rasch auf die linke Seite und sank nach höchstens sieben Minuten.
Nach Aussage der Passagiere hatte die Schiffsbesatzung wenig Interesse zur Rettung der Fahrgäste, und sorgte zunächst für ihre eigene Rettung. Das erste Rettungsboot soll größtenteils von Personen der Schiffsbesatzung eingenommen worden sein.
Von den 240 Fahrgästen und 66 Mann Besatzung wurden 159 Personen gerettet, 68 tot geborgen, die übrigen ertranken, ohne dass die Leichen gefunden werden konnten.
Der Tauchgang zum Wrack ist sehr angenehm und verhältnismäßig problemlos. An den vorderen Aufbauten ist an Backbord die Bojenleine befestigt. Eine große Metallboje in 3 Metern Tiefe markiert die Position des Wracks. Bereits der Abstieg ist ein Erlebnis, wenn sich in ca. 10-15 Metern Tiefe, je nach Sicht, die Umrisse des versunkenen Schiffes aus dem Blau der Umgebung zu schälen beginnen.
Die Oberkante der erhaltenen Aufbauten liegt in 28 Metern Tiefe, der Grund bei exakt 40 Metern. Sehr eindrucksvoll ist es, sich vor dem Bug zum Grund hinabsinken zu lassen und den Bug des Wracks auf sich wirken zu lassen, der gespenstisch und zugleich majestätisch-elegant wirkt.
Istra
Bei diesem Wrack sind sich die Experten nicht einigt, es gibt zwei Versionen:
Die erste besagt, dass die Istra wurde 1895 als Passagierfrachter gebaut und kollidierte bereits 3 Jahre später mit dem italienischen Schiff Capraia.
In der zweiten Version heißt die Istra eigentlich "Hans Schmidt" und wurde 1920 in Rotterdam unter dem Namen "SS Albireo" von New Waterway Shipbuilding Co. gebaut.
Am 24.1.1943 lief sie vor Pula auf eine Mine, zerbrach in zwei Teile und sank. Der Eigner der "Hans Schmidt", Nievelt Goudriaan & Co vermisst bis heute dieses Schiff. Teile, wie Schiffsglocken, Beschriftungen und ähnliches, die eindeutig erkennen lassen um welches Schiff es sich handelt, wurden nicht gefunden.
Das Wrack liegt heute, und da sind sich alle wieder einig in 28-42 Meter Tiefe. Die beiden Teile liegen 10-15 Meter voneinander entfernt. Das Wrack ist noch relativ gut erhalten, die vierblättrige Schiffsschraube und sogar die Bullaugen sind noch gut zu erkennen.
Durch die großen Frachträume ist das Wrack relativ leicht zu betauchen. In das Heckteil bzw. in den Motorraum kann man auch hinein tauchen, was aber nicht ungefährlich ist und deshalb nur nach genauer Planung, mit der entsprechender Ausrüstung und natürlich der notwendigen Erfahrung gemacht werden sollte.
Um das Wrack verstreut liegen Teile der Schiffsverkleidung, des Motors und der Schiffsladung.
Durch Fischernetze die sich am Wrack verfangen haben besteht die Gefahr des Hängenbleibens. Deshalb ist es hier besonders wichtig ein Messer, mindestens eines pro Tauchteam mit zunehmen um sich im Notfall losschneiden zu können.
Die Sicht ist hier meistens auf den ersten 10 Metern relativ schlecht (3-5 Meter) verbessert sich aber meistens in der Tiefe und liegt am Wrack bei ca. 10 Meter.
Am Wrack sind auch mehrere Fischschwärme zu bewundern. Im Wrack wurden, neben Schwämmen und Moostierchen schon Congeraale und Drachenköpfe beobachtet. Wenn man Glück hat kommt auch mal ein Zackenbarsch vorbei.
Coreolanus
Die Coreolanus ist ein englischer Trawler der Shakespeare-Klasse mit einer Gesamtlänge von rund 60 Meter. Im 2. Weltkrieg wurde das Schiff auch für Spionagezwecke eingesetzt. Aus dieser Zeit ruhen auch die drei großen Bordkanonen her.
Am Sterbetag von Mussolini, dem 5. Mai 1945, lief das Schiff vor der Küste von Novigrad auf eine Seemine auf und sank.
Die Coreolanus liegt heute in einer Tiefe von 17 bis 32 Meter auf dem Meeresgrund. Das Wrack ist etwa 60 Meter lang und rund 8 Meter breit. Sehr sehenswert sind die gut erhaltenen Galerien, die stark mit Miesmuscheln bedeckt sind.
Ein schönes Fotomotiv bieten die drei Bordkanonen an Deck. Im Bug des Wracks kann man das beeindruckende Loch erkennen, das für den Untergang des Schiffes sorgte.
Die Coreolanus zählt neben der Baron Gautsch und der Istra zu den schönsten Wracks vor der istrischen Küste! |
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